Mehrheit in Deutschland befürwortet Proteste im Iran

14. Februar 2023, von Newsroom-Redaktion

Foto: MOTRA

Wie nimmt die deutsche Bevölkerung die Proteste und Menschenrechtsverletzungen im Iran wahr und wie bewertet sie sie? Und wie beeinflussen die Vorkommnisse möglicherweise die Einstellung zu Muslimen in Deutschland? Im Rahmen des bundesweiten Forschungsverbundes MOTRA wurden durch das Institut für Kriminologie an der Fakultät für Rechtswissenschaft der Universität Hamburg und das German Institute for Global and Area Studies (GIGA) in Hamburg Stichproben von etwa 2500 Erwachsenen online befragt. Die Auswertung zeigt, dass eine Unterstützung der protestierenden Menschen im Iran durch Deutschland mehrheitlich (55,2%) von der Bevölkerung in Deutschland befürwortet wird.

Noch mehr Menschen sprechen sich für weitere Sanktionen gegen das iranische Regime aus (65,1%). Eine unbürokratische Aufnahme verfolgter Personen aus dem Iran findet im Vergleich dazu allerdings deutlich weniger Akzeptanz (49,1%). Insoweit bestätigt sich das auch aus anderen Studien bekannte Phänomen einer aktuell geringeren Akzeptanz des Zuzugs schutzsuchender Menschen nach Deutschland, das nicht nur mit Blick auf Menschen besteht, die aus dem Iran fliehen.

Weiter wurde festgestellt, dass muslimfeindliche Haltungen in Deutschland weit verbreitet sind. Sie finden sich bei etwa der Hälfte der Befragten. Hier bestehen deutliche Zusammenhänge mit der Wahrnehmung und Bewertung der Proteste und Menschenrechtsverletzungen im Iran: Je stärker Personen die Vorgänge im Iran pauschalisierend als Bestätigung für eine Menschenrechts- und Demokratiefeindlichkeit des Islam insgesamt ansehen, desto höher ist auch ihre Muslimfeindlichkeit in Bezug auf Deutschland. Zum anderen können die Proteste im Iran aber auch als wachsendes Bestreben von Muslimen für individuelle Freiheitsrechte bewertet werden. Eine solche Sichtweise geht mit einer deutlichen Verringerung der Muslimfeindlichkeit einher. In der Summe lässt sich festhalten, dass die Vorgänge im Iran von der Bevölkerung in Deutschland sehr sensibel registriert werden. Dies erweist sich ferner als sehr relevant mit Blick auf Radikalisierungsprozesse, hier in Bezug auf die Verbreitung von Intoleranz und Muslimfeindlichkeit gegenüber in Deutschland lebenden Muslimen. Diesbezüglich zeigen sich deutliche Ausstrahlungswirkungen der Geschehnisse im Iran auf die Situation auch innerhalb von Deutschland.

Ziel der Studien unter dem Titel „Menschen in Deutschland International“ (MiDInt) ist es, Meinungen der Bevölkerung zu international bedeutsamen Geschehnissen zu erfassen und deren Einflüsse auf politische Einstellungen der Menschen in Bezug auf die Situation in Deutschland zu untersuchen. Dazu werden alle zwei Monate in Deutschland Erwachsene online befragt.

Mehr zur Studie finden Sie unter: https://www.jura.uni-hamburg.de/die-fakultaet/professuren/kriminologie/media/spotlight-no4-uhh-midint-v2.pdf

Zur Webseite des Projekts MOTRA geht es unter: https://www.mid.uni-hamburg.de/willkommen.html

Add a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *